München. Bei einem konstruktiven Austausch mit Staatssekretär Tobias Gotthardt (Freie Wähler) und Dr. Peter Stein, Leitender Ministerialrat, machte Günter Friedl, Präsident und Landesinnungsmeister des Kraftfahrzeuggewerbes Bayern deutlich, wo der Handlungsdruck am größten ist. Die klare, gemeinsame Basis: Das bayerische Kfz-Gewerbe mit seinen rund 7.000 Betrieben sorgt tagtäglich für Mobilität – doch wachsende Bürokratie und unsichere Rahmenbedingungen erschweren die Zukunftsplanung und den Arbeitsalltag enorm.
Laut einer aktuellen Umfrage unter den Mitgliedern der bayerischen Kfz-Innungen schätzt fast jeder zweite Betriebsinhaber, dass bürokratische Pflichten bis zur Hälfte der Arbeitszeit binden. „Die Vorstellung, dass man seinen Arbeitstag in der Werkstatt verbringt oder Kunden umfassend beraten kann, ist längst überholt. Leider heißt das auch, dass unsere Mitglieder ihr Kerngeschäft vernachlässigen müssen, um teils unnötig umfassende Dokumentationen zu erstellen. Davon hat niemand etwas“, so Friedl. Als Beispiel nannte er die Pkw-EnVKV: Schon ein nicht exakt genormter Ausdruck könne eine Abmahnung auslösen, weil die Verordnung selbst millimetergenaue Schriftgrößen vorschreibt. Auch Regelungen wie das Strahlenschutzgesetz oder umfangreiche Nachweis- und Dokumentationspflichten – etwa bei Arbeitszeit oder Gefahrstoffen – belasteten kleine und mittlere Betriebe überproportional. Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Gotthardt setzt sich für den Bürokratieabbau für das Kfz-Gewerbe ein: „Für mich ist völlig klar: In Fragen des Bürokratieabbaus müssen wir jetzt gegenüber Berlin und Brüssel Klartext reden.“
Bei Steuern und Abgaben bestand Einigkeit: „Steuern steuern nicht – statt Investitionen zu fördern, bremsen sie den Mittelstand aus“, betonte Gotthardt. Unter anderem müsse die Erbschaftsteuer so angepasst werden, dass keine faktische Doppelbesteuerung entstehe, gerade bei Betriebsübergaben, wenn junge Fachkräfte Verantwortung für einen Betrieb und dessen Mitarbeiter übernehmen wollen. „Die Zukunftsfähigkeit unserer Branche wird aber auch dadurch geprägt, wie gut unsere Betriebe in neue Technologien investieren können“, fügt Friedl entschieden hinzu. „Das Betriebsvermögen ist die Keimzelle des volkswirtschaftlichen Gesamterfolgs.“ Gewinne sollten daher im Betrieb thesauriert werden können, um Eigenkapital aufzubauen und die Transformation zu finanzieren. Mit einer durchschnittlichen Umsatzrendite von knapp zwei Prozent fehle vielen Betrieben aktuell schlicht die finanzielle Luft für notwendige Zukunftsinvestitionen.
Beim Thema Zukunft kam die Sprache auch auf den Fachkräftemangel. „Ein Auszubildender kostet bis zum Abschluss rund 45.000 Euro – eine große Investition in die Zukunft“, legte Friedl offen. Um Auszubildende individuell zu fördern, finanzierten Betriebe derzeit außerdem eigenhändig Sprach- und Förderkurse – ein erheblicher Mehraufwand. Gotthardt möchte sich bei der Bundesagentur für Arbeit dafür stark machen, dass die Integration von jugendlichen Migranten auch durch berufsspezifische Sprachkurse unterstützt wird: „Berufsspezifische Sprachkenntnisse bringen Wertschöpfung für unsere Betriebe und für unsere gesamte Wirtschaft. Das wirkt sich sowohl auf die Steuereinnahmen als auch auf das Beitragsaufkommen der Sozialversicherungen positiv aus. Deshalb ist dies sicherlich ein wichtiges Thema für die Bundesagentur für Arbeit.“
Ein weiterer Schwerpunkt im Gespräch war der faire Zugang zu Fahrzeugdaten. „Die Daten müssen dem Verbraucher gehören, damit er frei entscheiden kann, welche Werkstatt sie erhält. Nur so entsteht fairer Wettbewerb“, erklärte Friedl. „Wir wollen unsere Betriebe nicht durch Auflagen ausbremsen, sondern sie befähigen, die Mobilitätswende aktiv mitzugestalten. Unsere Mitgliedsbetriebe wollen in der Regel einfach arbeiten“ so Friedl abschließend.
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Über das Kraftfahrzeuggewerbe Bayern:
Das Kraftfahrzeuggewerbe Bayern vertritt die gewerblichen und politischen Interessen seiner sieben Kfz-Innungen mit rund 7.000 angeschlossenen Mitgliedern im Freistaat. Maßstab unseres Handelns ist stets das Gesamtinteresse der Branche. In allen grundsätzlichen Fragen sind wir erster Ansprechpartner für Politik, Behörden und Medien – und beziehen klar Position zu den Themen, die unsere Betriebe bewegen.
Ansprechpartnerin: Anja Glück, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, glueck@kfz-bayern.de, 089 512677-21

Von links: Dr. Peter Stein, Leitender Ministerialrat, Günter Friedl, Präsident und Landesinnungsmeister des Kraftfahrzeuggewerbes Bayern und Staatssekretär Tobias Gotthardt (Freie Wähler)